VW Hebmüller Cabrio Typ 10/14a

von Andre Boers

Technische Daten

Baujahr:

1949

Motor:

4 - Zylinder Boxer

Hubraum:

1184 cm³

Leistung:

30 PS

Max. Drehmoment:

377 Nm bei 3650 U/min

Getriebe:

?

Verbrauch (L/100km):

7 Liter Super

Höchstgeschwindigkeit:

115 km/h

0 - 100 km/h in:

?

Leergewicht:

775 kg


Geschichte und Zustand

Allgemeines zum Hersteller:

 

Die Volkswagenwerk GmbH beauftragte Ende 1948 das renommierte Wuppertaler Karosseriebauunternehmen Hebmüller damit ein zweisitziges Cabriolet zu konstruieren. 

 

Hierzu wurden 3 Versuchswagen gebaut und ein vierter zeigte sich erfolgreich auf dem Genfer Automobilsalon 1949.

 

In den Jahren 1949 und 1950 wurden  675 Stück von Volkswagen beauftragte Hebmüller Cabriolets in Wuppertal hergestellt (Quelle Hebmüller Registry).

 

Der 23. Juli 1949 entwickelte sich für die Gebrüder Hebmüller zu einem echten „schwarzen Samstag“. Das Werk II in Wülfrath, in dem gerade die Serienproduktion für das VW-Cabrio angelaufen war, 

 

brannte komplett ab. Mit großem finanziellen Aufwand wurde bis Mitte September 1949 eine neue Produktionsstätte errichtet, um die Produktion von VW-Cabriolets wieder aufzunehmen und den Auftrag von Volkswagen zu erfüllen. Die Produktion der VW-Cabriolets wurde im April 1950 abgeschlossen, aber VW erweiterte die in Aussicht gestellte Option auf ingesamt 2000 Stück nicht.

 

Das Brandereignis, sowie die Investition in neue Modelle, z.B. für die Hersteller Borgward und DKW, übertrafen die finanziellen Möglichkeiten der Gebrüder Hebmüller. 

 

Ein zugesagtes Darlehen der Landesregierung wurde nicht gewährt. 

 

So glitt das Unternehmen im Mai 1952 in die Zahlungsunfähigkeit ab. Die Produktion blieb noch für mehrere Monate erhalten, um die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Aufträge abzuwickeln.

 

Das Unternehmen war Geschichte und das VW-Hebmüller-Cabrio blieb, im Vergleich zum viersitzigen Karmann-Cabrio, ein in geringen Stückzahlen gebautes offizielles Werkscabrio.

 

 

Zu unserem Fahrzeug:

 

64450 Kilometer, genau das konnte man auf dem Tacho unseres VW-Hebmüller-Cabriolets ablesen. 

 

An jenem sonnigen Junimorgen begannen mein Mann und ich damit ein fast vergessenes Fahrzeug wieder zum Leben zu erwecken. 

 

Abgesehen von einigen Jahren als Ausstellungsstück bei einem Volkswagen-Händler, schlief der Hebmüller seit 1969 unter einer Schutzhülle in der Garage meines Elternhauses. 

 

Schon als Teenager träumte mein Vater von einem VW-Hebmüller-Cabrio, aber für einen Heranwachsenden in der jungen Bundesrepublik war nur der Besitz eines Prospektes realistisch. 

 

Als Auszubildender und späterer Mechaniker für eine Volkswagenwerkstatt kam er seinem Wunsch schon ein Stück näher, doch bei dem geringen Mechanikerlohn gab es keine Chance auf Hebmüller-Luxus. 

 

Bis 1961, als der frühere Arbeitgeber meines Vaters ihm einen gebrauchten VW-Hebmüller anbot und verkaufte. Ein Kunde hatte das Fahrzeug für ein neuen Käfer in Zahlung gegeben.

 

Das Auto hatte bereits eine 12-jährige Geschichte und einige Vorbesitzer (Schrotthändler, Konditor, Maler) hinter sich. Die vormaligen Eigentümer verliehen dem Fahrzeug jeweils ihren persönlichen Geschmack: 

 

amerikanische Stoßstangen, Herzchen-Rückleuchten und diverser Chromschmuck ließen das Auto mit der Designentwicklung von Volkswagen Schritt halten. 

 

Der Hebmüller, ursprünglich in brauner Farbe (von uns bei der Volkswagen Stiftung Wolfsburg recherchiert), Dezember 1949 an den Volkswagen-Händler Gottfried-Schutz-Essen ausgeliefert, präsentierte sich jetzt in kräftigem Rot gepaart mit grünen Ledersitzen.

 

Mein Vater, der frischgebackene VW-Hebmüller-Besitzer, genoss stolz seine neue Freiheit mit dem Cabriolet und zahlreiche Fahrten, zum Beispiel zum Nürburgring, ermutigten den Besitzer mit seiner Freundin, meiner späteren Mutter, zu verreisen. So erlebte ich meine ersten Autofahrten auf dem Rücksitz des Hebmüllers, bis der TÜV 1969 einen weiteren Betrieb wegen offenkundiger Mängel untersagte. 

 

Mein Vater wollte sich nicht vom Hebmüller trennen, also fand das Auto seinen Platz in unserer Garage. 

 

Im Laufe der Jahre waren andere Dinge immer wichtiger und der Hebmüller erlitt das Schicksal von Dornröschen. 

 

Bis zu dem Jahr 2016, als mein inzwischen 81-jähriger Vater sich entschied die Verantwortung für sein erstes Auto mir und meinem Ehemann zu übertragen. 

 

An einem Junimorgen parkte der Anhänger des Oldtimerspezialisten vor meinem Elternhaus und der Hebmüller wurde unter den neugierigen Augen der Nachbarschaft auf die Reise vorbereitet. 

 

Ein Nachbar sagte gütig, dass es endlich gut sei, dass dieses marode Auto jetzt zum Schrottplatz kommt. Wir freuten uns auf das staunende Gesicht dieses Mannes, wenn der Hebmüller wieder in alter Pracht erstrahlen würde. 

 

Mein Vater hatte das Auto in den 60ern modernisiert. Ein Blinklichtsystem, größere "sichere" Rücklichter, neue glatte Stossstangen, ein Talbot-Spiegel und ein erforderlicher 30 PS Werksaustauschmotor zierten das Auto jetzt. 

 

Nach der Demontage und Inventarisierung des VW-Hebmüllers, mussten wir unseren Plan aufgeben das Auto größtenteils in seiner patinierten Form zu belassen. Der schlechte Zustand der Karosserie, zwei unprofessionelle Unfallreparaturen, eine schlechte Lackierung, marode Elektrik und morsches Verdeck-Holz machten die Liste der Aufgaben immer länger. Glücklicherweise waren die Hebmüllerspezifischen Teile größtenteils vollständig. 

 

Wir entschlossen uns einige Schrulligkeiten zu belassen, aber als die Winkerschächte beim Entfernen der Lack- und Füllschichten auftauchten, wurde uns klar, dass wir den ursprünglichen Auslieferungszustand des Autos soweit als möglich reaktivieren müssen.

 

Das im Auto verbaute Telefunken IA50 übergaben wir Alexander Sichau, einem Spezialisten für die Restaurierung von Telefunken-Röhrenautoadios, der das seltene Gerät perfekt überholte. 

 

Für uns begann eine aufregende Zeit und wir beschäftigten uns sehr intensiv mit der Geschichte des VW-Hebmüller-Cabrios und der Geschichte der frühen Volkswagen. 

 

Zum Glück lernten wir Claus Missing (Hebmüller Registry) und Sascha Haun (VW-Sammler und VW-Hebmüller-Spezialist) kennen, die uns mit ihrer technischen Erfahrung, raren Ersatzteilen und ihrer Freundschaft sehr geholfen haben.

 

Wir müssen uns bei vielen Menschen bedanken, die sich für dieses Projekt engagierten und mehr als nur ihren Job machten. Ohne diese Handwerkskunst und das Engagement hätten wir das Auto nicht wieder in einen einwandfreien Zustand bringen können. So schafften wir es das Auto, genau nach 50 Jahren Dornröschenschlaf, termingerecht auf dem Karosserie Hebmüller-Treffen im August 2019 vorzustellen.

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